Gerechtigkeit für Mis und Thiennot!
Der Fall Mis et Thiennot ist und bleibt in Frankreich einer der furchtbarstenJustizirrtümer des letzten Jahrhunderts.
Ende 1946 werden im Departement Indre acht junge Männer wegen Mordes an einem Jagdaufseher verhaftet. Acht Tage lang werden sie unter Gewaltanwendung verhört, dann brechen sie zusammen und unterschreiben ein Geständnis. Als sie im Gefängnis von Châteauroux ankommen, sind die Folgen der erlittenen Folter deutlich sichtbar: ausgeschlagene Zähne, abgerissene Ohren, gebrochene Rippen, zersplitterte Fingerknochen, Lungenperforation, Hodenquetschung.
Obwohl sie ihr Geständnis sofort widerrufen und obwohl es keinerlei Beweise gibt, werden Raymond Mis (21 Jahre) und Gabriel Thiennot (20 Jahre) wegen Mordes zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Dieses Urteil wird in zwei Instanzen bestätigt.
Die anderen sechs jungen Männer werden wegen unterlassener Hilfeleistung oder Komplizenschaft zu Strafen zwischen 18 Monaten und 2 Jahren verurteilt.
Nach 7 Jahren, 6 Monaten und 14 Tagen Gefängnis werden Raymond Mis und Gabriel Thiennot 1954 von Präsident Coty begnadigt. Bis an ihr Lebensende kämpfen sie darum, ihre Unschuld zu beweisen.
1980 veröffentlicht Léandre Boizeau sein Buch „Sie sind unschuldig“. Daraufhin wird ein Unterstützungskomitee gegründet. Es reicht sechs Anträge auf Wiederaufnahme des Verfahrens ein (1980, 1984, 1991, 1996, 2005 und 2013). Alle werden abgelehnt.
Im Berry bleibt diese üble Geschichte in lebhafter Erinnerung. 22 Gemeinden haben deshalb eine Straße, einen Platz oder eine öffentliche Einrichtung nach Mis und Thiennot benannt.
Nach 35 Jahren ist das Komitee immer noch aktiv. Es fordert eine Änderung des Prozessrevisionsgesetzes für Geständnisse, die unter der Folter erzwungen wurden, damit ein siebter Antrag zur Wiederaufnahme des Verfahrens eingereicht werden kann.
Comité de soutien pour la révision du procès Mis et Thiennot
10 allée de la Bourie
36000 Châteauroux